Die Frage, ob man einen Revoloop Schlauch flicken kann, war nur ein Teil unsere Dauertests. Seit wir die superleichten FATBike Schläuche vor einigen Monaten zum ersten Mal in den Händen hatten, haben wir eine Menge Erfahrungen damit gesammelt. Das war auch nötig, denn es gab durchaus eine Menge Fragen und Probleme.
Alle wichtigen Details zu den Revoloop Blue FATBike Schläuchen findet ihr in unseren Vorstellungsartikel.
Die Sache mit der Montage
Als Fazit im Langzeittest halten wir fest: die Montage der Revoloop Schläuche ist definitiv aufwändiger als bei herkömmlichen Schläuchen, kann erheblich Kopfzerbrechen bereiten oder auch ganz scheitern. Obwohl wir selbst und viele andere FATBiker zu guten Ergebnissen gekommen sind, hat der Hersteller den Verkauf gestoppt und arbeitet an einer Lösung.
Das ist das Thema, das die Gemüter wohl am meisten erhitzt hat: die Montage. Die dünne Pelle aus PU Kunststoff hat produktionsbedingt keine definierte Radinnen- und -außenseite. Radinnen!? Rad innen! Sieht echt komisch aus… Egal, zurück zum Thema. Bei der Montage nimmt der Schlauch eventuell eine ungünstige Position ein und es kann passieren, dass das Ventil bei der Montage schief in der Felge steht.

Stein des Anstoßes: das Ventil steht ab und an (sehr) schief…
Die Reaktionen darauf waren sehr unterschiedlich. Einige FATBiker konnten die Revoloops problemlos montieren, andere haben sie irgendwo zwischen entnervt und stinksauer zurück geschickt. Der Hersteller hat in diesem Fall den Kaufpreis voll erstattet.
Wir haben bis auf eine Ausnahme alle Schläuche relativ problemlos montieren können und auch eine Anleitung geschrieben (siehe hier). Aber scheinbar gibt es Reifen/Felgen Kombinationen, bei denen man das Problem nicht in den Griff bekommt. Wie gesagt, der Hersteller arbeitet an einer Lösung. In unserem letzten Gespräche mit Patric von TPU Plus hat er uns von ersten Prototypen berichtet. Vermutlich gehört dieser Punkt bald der Vergangenheit an!
Durchschläge, Dornen und anderer Unbill
Als Fazit im Langzeittest halten wir fest: Revoloops sind merklich robuster als Butylschläuche, aber längst nicht unzerstörbar. Ihr großer Vorteil ist der langsame Luftaustritt bei Einstichen.
TPU Plus GmbH, der Hersteller der Revoloops, verspricht uns ja eine gemessen an Butyl deutlich höhere Belastbarkeit seiner Schläuche. Das können wir zum Teil bestätigen. Wir haben in den letzten Monaten etliche Male durch bewusst zu geringen Reifendruck oder völlig irrsinnige Fahrmanöver Durchschläge provoziert. Diese Misshandlungen haben unsere Testschläuche erstaunlich gut weggesteckt. Irgendwann bekommt man aber, was jedoch nicht wirklich überrascht, auch einen Revoloop kaputt.

Shit happens.
Weniger erfolgreich sind die Dinger beim Klassiker: Dornen, Nägel und was sich sonst noch so alles durch die Pelle bohrt. Hier kapitulieren auch Revoloops, allerdings mit Stil: es dauert erheblich länger als bei einem Butylschlauch bis die Luft raus ist. Man kommt also trotz Platten weiter und oft lohnt es sich, statt zu flicken, einfach Luft nachzupumpen und mit Loch weiterzufahren.
Kann man einen Revloop Schlauch flicken?
Als Fazit im Langzeittest halten wir fest: ja, kann man. Nicht so einfach wie man es kennt, aber es geht.
Da hast Du diesen unglaublich robusten Schlauch im Reifen, der selbst Durchschläge viel besser wegsteckt als der olle Butylkringel und dann fährst du über diesen verdammten Nagel. 25 Euro im Eimer, mehr als ärgerlich! Denn leider lassen sich Revoloop Schläuche nicht mit herkömmlicher Technik flicken. Unterwegs kann man einen Speed Patch drauf packen – unserer Erfahrung nach ist die Chance auf Heilung hier aber gering. Die Lösung ist guter alter Alleskleber oder, noch besser, Profilgummikleber (z.B. von Petec). Zum Flicken haben wir die Stelle um den Einstich gründlich mit Alkohol gereinigt, dann mit 80er Schmirgelpapier leicht aufgeraut. Als Flicken haben wir einen 3x3cm großen Patch aus einem Butylschlauch geschnibbelt und den dann ebenfalls gereinigt und aufgeraut. Dann haben wir getan, was auf der Klebstoffpackung steht: beidseitig einkleistern, warten, draufpappen. Ergebnis: hält seit mehreren hundert Kilometern und etlichen Monaten zuverlässig dicht.

Flick-Zeug. Sieht komisch aus, funktioniert aber super!
Und was ist mit Dichtmilch?
Als Fazit im Langzeittest halten wir fest: Dichtmilch kann den Revoloops nichts anhaben!
Die Frage kam gleich zu Anfang auf: der leichte Revoloop ist der perfekte Ersatzschlauch im Rucksack wenn man Tubeless fährt. Dichtmilch ist aber bekannt dafür, so ziemlich alles aufzulösen, was ihr in den Weg kommt. Nach Auskunft des Herstellers können die Lösungsmittel der Milch dem Polyurethan aber nichts anhaben. Wir haben es getestet und einen Revoloop direkt in ein Tubeless Laufrad geworfen. Nachdem das Ding mehrere Wochen in der aktuellen Sommerhitze gegart ist, haben wir die Dichtmilch einfach runter gewischt und eine völlig intakte Oberfläche gefunden. Kann man also machen.
Fährt wie Tubeless aber ohne Sauerei
Als Fazit im Langzeittest halten wir fest: das Fahrverhalten mit Revoloops in den Reifen ist in jeder Hinsicht verdammt nah an Tubeless. Es spart die Sauerei und klappt mit jeder Felge, ist aber pannenanfälliger.

Auch beim Reifentest mit von der Partie
Kein Bikesystem reagiert so empfindlich auf die Wahl der Schläuche wie FATBikes. Schuld sind der geringe Druck, die gigantische Kontaktfläche zwischen Reifen und Schlauch und das hohe Gewicht aller Teile. Tubeless Räder rollen leichter, beschleunigen besser, bieten mehr Fahrkomfort – und das alles in erheblichem Maß! Aber nicht jedes Rad taugt zum Umbau und nicht jeder FATBiker will Tubeless haben. Mit dem Revoloop hat man ein Stück weit das Beste aus beiden Welten. Dicht und (fast) so unkompliziert wie ein Schlauch, im Fahrverhalten spürt man in der Praxis aber kaum einen Unterschied zu Tubeless. Leider – oder zum Glück – konnten wir bisher keinen Test bei großer Kälte machen. Das liefern wir nach. Tubelessmuffel finden hier aber eine saubere Alternative mit, abgesehen von der enormen Pannenfestigkeit von Tubeless, nahezu denselben Vorteilen.
Was bleibt?

Qual der Wahl? Nicht für uns!
Auch nach etlichen Monaten und hunderten Testkilometern mit mehreren Bikes bleiben wir bei unserer ersten Einschätzung: die Revoloops sind eine Revolution am FATBike. Man kann sie drücken, knuddeln und lieb haben – oder einfach einbauen und vergessen. Denn sie sind robust, unauffällig und langlebig. Zur uneingeschränkten Kaufempfehlung fehlt uns noch ein praktisches Reparaturset für unterwegs – wer will schon eine Tube Pattex mitschleppen – und es muss eine Lösung für das leidige Problem mit der Montage her. Dann mutieren sie zum Must-Have ohne wenn und aber!
Noch ein Wort zum Preis, denn die aufgerufenen 25,- (hoffentlich bald wieder bei Alex im Shop*!) werden durchaus kritisiert. Wir sagen: 100% der Entwicklung und Fertigung passieren in Deutschland und liegen in den Händen eines kleinen, engagierten Teams. Man kommt ohne zweifelhafte asiatische Werke mit zweifelhafter Einstellung zu Mitarbeitern und Umwelt aus. Und man kauft ein, gemessen an Abermillionenen Butyl-FATBike Schläuchen, fast schon exklusives Kleinserienprodukt. Ob einem das nun 25,- Euro Wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Ein Fehler ist es wohl aber in keinem Fall.
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